Titel: Straße in Wien-Döbling nach Rudolf Gelbard benannt =


Datum/Zeit: 10/06/2022 02:42 PM


Meldungstext: OTS155 5 II 0554 NRK0011 CI 06.Okt 22

Kommunales/Wien/Ehrung/Holocaust/Zeitzeuge

Straße in Wien-Döbling nach Rudolf Gelbard benannt =

Wien (OTS/RK) - Eine Gasse beim Karl-Marx-Hof in Döbling – zwischen
12.-Februar-Platz, Heiligenstädter Straße und Boschstraße – wird
künftig an den Holocaustüberlebenden, Zeitzeugen und Antifaschisten
Rudolf Gelbard erinnern. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig hat die
Enthüllung der Straßenbenennungstafel heute, Donnerstag, im Rahmen
einer feierlichen Zeremonie persönlich vorgenommen. Zahlreiche
Ehrengäste, darunter Gelbards Witwe Ingeborg und Wiens
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, waren dabei anwesend.

In seiner Rede hob Bürgermeister Ludwig den „wachen Geist“
Gelbards hervor: „Wann immer uns ein Zeitzeuge des Holocaust
verlässt, wird unsere Gesellschaft ärmer. Deshalb ist es unsere
Pflicht ihr schwieriges Erbe anzutreten und Verantwortung für unser
tägliches Handeln in der Gesellschaft zu übernehmen“, sagte Ludwig
über den Einsatz Gelbards. „Die Benennung eines Wiener Straßenzugs
nach ihm, ist diesbezüglich ein erster kleiner – wenngleich nicht nur
symbolischer – Schritt, in eine Welt von mehr Gerechtigkeit, Respekt
und gegenseitiger Akzeptanz“, begründete der Wiener Bürgermeister die
Entscheidung. Ludwig führte weiter aus, dass „Gelbard als aktiver
Zeitzeuge seine Erfahrungen und sein Wissen an Schulen in ganz
Österreich vermittelt hat. Unser Wegbegleiter und Freund Rudi hat als
unermüdlicher Mahner wider das Vergessen Unschätzbares für die so
wichtige Erinnerungskultur geleistet.“

Zwtl.: Stimme gegen Rassismus

Bürgermeister Ludwig erinnerte daran, dass Gelbard ein „glühender
Antifaschist war, der sich bis zuletzt – trotz seines Alters und
seiner Krankheit – niemals schonte.“ Bis zuletzt habe sich der Wiener
in politische Debatten eingebracht und seine Stimme gegen Rassismus,
Antisemitismus und Rechtsextremismus erhoben. Seine Aufrichtigkeit,
seine Kraft und seine Deutlichkeit werden ebenso fehlen, wie seine
Herzlichkeit und Liebenswürdigkeit, so Ludwig weiter. Der Wiener
Bürgermeister mahnte am Schluss seiner Rede, dass wir heute erneut in
einem Zeitalter von Krisen leben, die mit zentrifugalen Kräften die
Gesellschaft entzweien. „Wir müssen die Unsicherheiten und Ängste der
Menschen ernst nehmen. Für die Aufgabe, Vertrauen zu schaffen oder es
zurückzugewinnen, braucht es zu jeder Zeit ganz besondere,
verständnisvolle und kluge Vermittler. Vermittler nach dem Vorbild
und im Format von Rudolf Gelbard“, schloss Ludwig.

Zwtl.: Zur Person

Rudolf Gelbard wurde am 4. Dezember 1930 in Wien geboren und wuchs
in der Leopoldstadt auf. Aufgrund der jüdischen Abstammung wurde er
im Alter von zwölf Jahren mit seinen Eltern ins Konzentrationslager
Theresienstadt deportiert. Nach der Befreiung aus dem
Konzentrationslager holte Rudolf Gelbard die Schulbildung nach. Von
1948 bis 1950 besuchte er die Handelsschule Neumann, die Akademie der
Sozialistischen Jugend Österreichs und Lehrveranstaltungen zur
Zeitgeschichte und Politikwissenschaft an der Universität Wien und an
Volkshochschulen. Von 1954 bis 1963 war Gelbard im Bundesministerium
für soziale Verwaltung tätig, in den folgenden Jahren arbeitete er
als Marktlieferant für Stoffe und als selbstständiger
Handelsvertreter, bevor er 1975 zum „Kurier“ kam, wo er in der
Ombudsmann-Redaktion arbeitete und zeitgeschichtliche Recherchen
durchführte. Er war außerdem Beobachter in Prozessen gegen
NS-Kriegsverbrecher und Neonazi-Prozessen. Nach seiner Pensionierung
1990 trat Gelbard bis zu seinem Tod im Jahr 2018 als Zeitzeuge an der
Universität Wien, höheren Schulen, Berufsschulen und als Moderator zu
zeitgeschichtlichen Themen auf. Für sein unermüdliches Engagement für
Aufklärung und gegen Faschismus und Antisemitismus wurden ihm
zahlreiche Auszeichnungen verliehen, darunter das „Goldene
Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“, das „Große
Goldene Ehrenzeichen des Bundesverbandes der Israelitischen
Kultusgemeinden Österreichs“, das „Goldene Verdienstzeichen des
Landes Wien“ uvm. Rudolf Gelbard ist in einem Ehrengrab am Wiener
Zentralfriedhof bestattet. (Schluss) red

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