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Meldungstext: OTS155 5 CI 0868 NRK0010 II 14.Okt 22
Gesundheit/Corona/Vertrauen/Buchpräsentation/Pandemie
Diskussion mit Bürgermeister Ludwig und Fachleuten zu Corona und
Vertrauen
Utl.: Ein neues Buch befasst sich mit Corona und Phänomenen, die um
dieses Thema entstanden sind. Eine Expert*innenrunde
diskutierte im Anschluss an die Buchpräsentation darüber. =
Wien (OTS) - Heute, Freitag, wurde im Wiener Rathaus das Buch
„Vertrauen. Wie Politik, Gesellschaft und Wirtschaft der Pandemie
begegnen“ von Margaretha Kopeinig präsentiert. Die Autorin geht darin
in zahlreichen Expert*innengesprächen der Frage nach, welche
Phänomene durch Pandemie, Lockdowns und Einschränkungen der
Freiheitsrechte an die Oberfläche gekommen sind. Außerdem analysiert
sie, wie anfänglich in den verschiedensten Bereichen – wie etwa im
Gesundheitssystem, bei Informationen und Maßnahmen, aber auch in
Wirtschaft und Politik – auf Corona reagiert wurde, was in
Krisenzeiten notwendig ist und wie es gelingen kann, verlorenes
Vertrauen zurückzugewinnen.
Bei einem anschließenden Podiumsgespräch mit Wiens Bürgermeister
Michael Ludwig, Barbara Maier, Vorständin der
gynäkologischen-geburtshilflichen Abteilung der Klinik Ottakring,
Arschang Valipour, Vorstand für Innere Medizin und Pneumologie an der
Klinik Floridsdorf und Erich Neuwirth, Statistiker und
„Daten-Aufklärer der Nation“ haben die Teilnehmer*innen über die
Inhalte des Buches, den konsequenten Wiener Weg in Sachen Corona
sowie Vertrauen diskutiert. Autorin Margaretha Kopeinig leitete das
Gespräch.
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig führte aus, dass er „immer
Vertrauen in die Expertinnen und Experten gehabt hat“. Ein Gremium
sei immer die Basis für weitere Entscheidungen in der Pandemie
gewesen. Den Wiener Weg bezeichnete Ludwig als „nicht härter, sondern
konsequenter“. Es sei nicht der Plan gewesen, einen eigenen Weg gehen
zu müssen, so der Stadtchef. Jedoch haben, nach einem guten Beginn,
mehr und mehr innenpolitische Befindlichkeiten eine Rolle gespielt
bei den Maßnahmen gegen das Corona-Virus. „Menschen akzeptieren
Entscheidungen leichter, wenn sie klar und durchgehend sind“, sagte
Bürgermeister Ludwig. Das sei in Wien gut gelungen und deshalb würden
auch viele Menschen Verständnis für strengere Maßnahmen haben. „In
der Krise merkt man auch den Charakter eines Menschen und der
Gesellschaft“, so Ludwig weiter.
Barbara Maier verwies dabei auf die Anfänge der Pandemie, als die
Klinik Ottakring für die Aufnahme infizierter Schwangerer zuständig
war. Maier setzte sich in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Wien für
eine Impfpriorisierung von schwangeren Frauen ein. Jedoch musste die
Abteilungsleiterin feststellen, dass „eine erste Euphorie leider
einer Skepsis wich“. Maier führte aus: „Die Impfung ist von uns zu
jedem Zeitpunkt empfohlen.“ Trotzdem würde sich die Impfquote – nicht
nur durch skeptische Frauen, sondern auch deren Umfeld – in der
Gruppe der Schwangeren in Grenzen halten.
Für Arschang Valipour sei das Fehlen einer „konsistenten und
kreativen bundesweiten Impfkampagne“ mit ein Grund für das mangelnde
Vertrauen der Bevölkerung in Medizin bzw. Wissenschaft. Valipour
lobte Wien, das in diesem Bereich eine Vorbildfunktion eingenommen
habe. So seien zahlreiche Anstrengungen vorgenommen worden, um die
Menschen zur Impfung zu bewegen. „Leider werden Menschen, die laut
schreien genauso gehört, wie Menschen die rational argumentieren“, so
der Mediziner. Das würde zu einem „false balance“-Problem führen –
der Eindruck würde entstehen, es gäbe „ebenso viele Gegenstimmen wie
Befürworter“. „Man hätte von Anfang an zielgruppenorientierter
arbeiten können“, schloss Valipour im Hinblick auf eine sinnvolle
durchgehende Impfkampagne des Bundes.
Statistiker Erich Neuwirth sprach von einer „eher schwachen
Datenlage“, die die Aufbereitung und ein daraus ableitendes Handeln
oft erschweren würde. Es brauche mehr Daten bezüglich Infektionen
oder Re-Infektion und Länge der Spitalsaufenthalte. „Ich versuche
immer wieder klar zu machen, dass gut ausgewertete Daten wesentliche
Grundlagen sinnvoller politischer Entscheidungen sein können“, so
Neuwirth.
Zwtl.: Wie geht es weiter? Welche Lehren können gezogen werden?
Dass die Spitäler funktionstüchtig bleiben müssen, hat für Maier
oberste Priorität. Durch Erkrankungen würden aktuell bereits
Personalprobleme eintreten. Deshalb habe jede und jeder Einzelne die
Pflicht, sich und andere zu schützen. „Wir müssen ein Vorbild sein“,
so Maier.
Valipour kritisierte, dass das „Narrativ besteht, es geht jetzt
nur mehr um vulnerable Gruppen“. Doch, so der Mediziner, seien viel
mehr Menschen vulnerabel als gedacht. Er rechne mit einem Anstieg der
Fallzahlen in den nächsten Wochen und einer enormen Belastung des
Gesundheitspersonals. „Langfristig sollten wir viel mehr in
Gesundheitsbewusstsein und Gesundheitswissen investieren“, so
Valipour. Das fange bereits in der Schule an und würde das Vertrauen
in Medizin und Wissenschaft sowie Fakten stärken.
Um sich vor alternativen Fakten zu schützen, müsse man „Menschen
gute Daten zeigen, diese gut aufbereiten und erklären, wie man daraus
Wissen und Entscheidungen ableiten kann“, erklärte Statistiker
Neuwirth. Die Daten würden zeigen, dass etwa eine Maskenpflicht
hilft. Neuwirth appellierte, der Statistik bereits in der Schule mehr
Bedeutung zuzumessen, um Vertrauen aufzubauen.
Bürgermeister Ludwig schloss die Diskussion mit dem Dank an den
Gesundheits-, Pflege- und Wissenschaftsbereich sowie die kritische
Infrastruktur. „Hier hat es sich gezeigt, welch großartige
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wir haben, aber wo es auch
nachzuschärfen gilt.“ Ludwig sagte, es sei sinnvoll, frühzeitig
Maßnahmen zu setzen, die keine große Belastung für die Bevölkerung
bedeuten und nicht erst in eine neue Corona-Welle hineinzusteuern.
„Im dritten Jahr von Corona gilt es, die Systematik der Pandemie zu
verstehen und danach zu handeln.“
Das Buch „Vertrauen. Wie Politik, Gesellschaft und Wirtschaft der
Pandemie begegnen“ von Margaretha Kopeinig erscheint im Oktober im
Verlag Kremayr & Scheriau. Laut Bürgermeister Ludwig soll es vor
allem wertvolle Hilfe dabei leisten, das Vertrauen in Wissenschaft
und Politik wieder zu stärken.
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OTS155 2022-10-14/13:47
141347 Okt 22
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